Es gibt neue, aufregende Updates von unserem tapferen Ruderteam, “Nuts Over The Atlantic”. Diese Woche lag der Fokus des Teams vor allem auf ihrem Verhältnis zum Wasser und darauf, die eigene psychische Verfassung sowie das Leben auf engstem Raum zu managen, wenn man auf allen Seiten nichts als Wasser sieht und es kein Entkommen gibt. Das letzte Mal, als wir den offiziellen Race Tracker gecheckt haben, lagen noch 1063 Kilometer (661 Meilen) vor dem Team Nuts, bevor sie das Ziel Antigua erreichen (24. Januar 2018, 15:00 Uhr).
8. Januar – 21 Tage am Ruder
„Während der letzten 21 Tage ist uns wirklich bewusst geworden, wie mächtig das Meer sein kann und dass man es mit Respekt behandeln muss. Wir hingen zwischen zwei Strömungen fest und konnten für 12 Stunden keinen Fortschritt machen, obwohl wir ohne Pause ruderten. Wir wurden von Wellen, die gerade einmal einen Meter hoch waren, herumgeworfen, einfach nur, weil sie so viel Wasser hinter sich hatten. Das entmutigendste Erlebnis hatten wir allerdings, als wir ins Wasser sprangen, um das Boot zu reinigen. Wir wählten dafür ruhige Tage aus, an denen das Wasser mit einer Geschwindigkeit von nur einem Knoten floss. Und trotz dieser langsamen Geschwindigkeit wurden wir letztendlich doch hinter das Boot gezogen. Dabei wurde uns allen deutlich klar, dass es fast unmöglich ist gerettet zu werden, wenn man über Bord ginge und nicht festgebunden wäre. Wir stellen nun immer sicher, dass wir zu jeder Zeit an das Boot gebunden sind.
Obwohl der Ozean gnadenlos sein kann und niemanden gefangen hält, ist er einfach unglaublich. Wenn er nachts flach unter dem Vollmond liegt, sieht er aus wie Glas. Man sieht das Spiegelbild des Mondes und der Sterne und hört absolut nichts, außer dem Geräusch der ins Wasser gleitenden Ruder. In diesen Situationen zu rudern, war wirklich unglaublich. Wenn du beim Reinigen des Bootes nach unten schaust, dann siehst du nichts, außer Blau. Es ist etwas beängstigend darüber nachzudenken, was da unten alles sein könnte, aber da wir bis jetzt, außer fliegenden Fischen, noch nichts gesehen haben, wurde uns klar, wie groß der Ozean ist und wie einsam es sein könnte, wenn wir diese Challenge solo absolvieren würden.
Obwohl es schrecklich ist, gegen unruhiges Wasser zu kämpfen, das nicht in deine Richtung fließt, sind diese harten Bedingungen gleichzeitig auch am aufregendsten und sorgen für höhere Geschwindigkeit. Wenn du während des Ruderns nach oben schaust und eine Wasserwand siehst, die höher ist als ein zweistöckiges Haus, dann denkst du genau zwei Dinge: a) “Bitte wirf das Boot nicht um” und b) “Ich hoffe, wir erwischen die Welle so, dass wir surfen können!” Um den ersten Gedanken kommt man nicht herum. Aber den Ruderschlag perfekt und so zu timen, dass die Zeit, in der man auf der Welle surft, maximiert wird, ist absolut spannend. Es ist eine Erfahrung, die wir nach dieser Challenge höchstwahrscheinlich nicht noch einmal erleben werden, aber mitten in der Nacht eine 40 Fuß lange Welle zu reiten kann man einfach nicht beschreiben; es ist besser als jede Fahrt in einem Freizeitpark.
An Trinkwasser aus dem Meer zu gelangen, war eines der geringsten Probleme während der Challenge. Wir benutzen einen Osmose Watermaker, der uns von einem unserer Sponsoren, Jim Cudd von Sailfish Marine, zur Verfügung gestellt wurde. Er saugt das Meerwasser ein und presst es unter Druck durch einen Filter und eine Membran, um das reinste Wasser zu produzieren, das wir wahrscheinlich jemals trinken werden. Das Equipment hat seit Tag 1 einwandfrei funktioniert und das wird hoffentlich auch so bleiben!
15. Januar – 28 Tage am Ruder
Diese Challenge gehört zu den schwierigsten Dingen, die wir jemals durchgemacht haben. Trotzdem war das Schwierige nicht das Rudern an sich. Es bestand “lediglich” darin, zur Startlinie zu gelangen.
Abgesehen von der anspruchsvollen Aufgabe, neben unseren Vollzeitjobs gleichzeitig eine Webseite zu erstellen, verschiedene Social Media Kanäle zu steuern, spezielle Trainings zu absolvieren, zu verstehen, welches Equipment man benötigt und dieses zu beschaffen, den Bootsbau zu managen, PR Events zu organisieren und zu besuchen und zuletzt auch einen Sponsor zu finden, mussten wir zusätzlich mit jeder Menge Pech bezüglich unseres Bootes klarkommen.
Im Januar 2017 unterschrieben wir den Vertrag für den Bau eines neuen Bootes und leisteten eine Anzahlung. Der vereinbarte Termin zur Fertigstellung wurde auf Ende Juni 2017 gelegt. Als der Juni aber allmählich näher kam, wurden wir darüber informiert, dass es zwar einen geringfügigen Verzug gäbe, wir aber Mitte Juli mit dem Boot rechnen können.
Als wir das Boot im Juli abholen wollten, war es nicht mehr und nicht weniger als eine Schale. Es war nicht gestrichen, die Luken waren nicht installiert, es war nicht wasserdicht, die Ruderausrüstung war nicht angebracht und es gab keine Elektronik.
Das war der erste große Rückschlag bezüglich unseres Bootes und er kam vor allem völlig unerwartet. Der Hersteller hatte uns regelmäßige Updates gesendet, die allerdings komplett erfunden waren.
Für einige Events, zu denen wir uns angemeldet und für deren Teilnahme wir auch bezahlt hatten, benötigten wir das Boot, und zwar gebrauchsfertig für das Wasser – unter anderem für Interviews im Fernsehen sowie das Bristol Harbourside Festival in England. Folglich verbrachten wir die nächsten zwei Wochen damit, fieberhaft jeden zu kontaktieren, der in irgendeiner Weise in Ozean-Rudern involviert ist und versuchten, ein Boot zu leihen. Verständlicherweise waren nicht viele Leute bereit, einem Team, das sie nie zuvor getroffen haben, ein Boot im Wert von 60.000 Pfund Sterling anzuvertrauen. In der Nacht vor unserem ersten Event gelang es uns aber doch noch, ein Boot zu finden und wir machten uns auf eine 13-stündige Rundreise, um das Boot abzuholen und nach Bristol zu bringen. Wir kamen um 18:00 Uhr an und das Event sollte um 19:00 Uhr losgehen – wir hatten es geschafft.
Diese zwei Wochen waren unglaublich stressig und wir hatten keine Lust, das noch einmal zu wiederholen. Wir entschlossen uns also dazu, unser Boot bei einem anderen Hersteller machen zu lassen.
Ein neuer Vertrag wurde unterschrieben und der Termin zur Fertigstellung für Ende September vereinbart. So hatten wir immer noch die Möglichkeit, alle Pflichtstunden in unserem Boot auf dem Wasser zu absolvieren, um an der Talisker Whisky Challenge teilnehmen zu können.
Wir hatten aus unseren Fehlern gelernt und obwohl das Boot in Schottland gebaut wurde, besuchten wir den Hersteller während des gesamten Montas August in regelmäßigen Abständen, um den Prozess zu überwachen.
Alles schien gut zu laufen bis wir darüber informiert wurden, dass unser Boot aufgrund “Personeller Probleme” nicht vor Ende Oktober fertiggestellt werden könne. Das Boot sollte allerdings am 28. Oktober von Großbritannien aus nach La Gomera versandt werden – dieser erneute Verzug war also eine erschütternde Nachricht.
Nachdem wir jeden einzelnen Spediteur in Großbritannien kontaktiert hatten, wurde uns klar, dass uns als einzige Möglichkeit blieb, das Boot selbst zur Startlinie zu fahren. Damit gewannen wir außerdem vier weitere Wochen in Großbritannien, um die notwendigen Stunden auf dem Wasser zu absolvieren, bevor wir nach la Gomera aufbrachen.
Doch leider hat uns auch der zweite Bootshersteller hängen gelassen. Um die Geschichte kurz zu fassen: Unser Boot war nicht komplett fertig, bevor wir Großbritannien verließen, um die siebentägige Fahrt nach La Gomera zu beginnen.
Diese neue Verzögerung bzgl. der Fertigung bedeutete, dass wir die letzten Dinge selbst fertigstellen mussten, nachdem wir in La Gomera angekommen waren, und damit erst drei Tage nach den anderen Teilnehmern des Rennens starten konnten.
Die dreitägige Verspätung beim Start bedeutete, dass wir nicht die gleichen günstigen Bedingungen nutzen konnten, die die anderen Teilnehmer hatten. Das bedeutete, dass unsere zwei Ziele für dieses Rennen, nämlich innerhalb der Pure Class zu gewinnen und den Rekord zu brechen, nun fast nicht mehr zu erreichen waren.
Mental war das unglaublich hart zu akzeptieren. Wir haben zwei Jahre unseres Lebens darauf verwendet, uns auf diese Challenge vorzubereiten. Wir haben uns intensiv vorbereitet, um wirklich konkurrenzfähig zu sein. Und trotz all unserer Bemühungen wurden wir von zwei separaten Bootsherstellern, die uns beide empfohlen wurden, enttäuscht. Es fühlte sich an, als ob uns unser Traum genommen wurde.
Das war das schwierigste, womit wir psychisch jemals konfrontiert wurden. Zusammen haben wir geweint, uns geärgert und waren frustriert. Aber wir haben uns auch gegenseitig geholfen und uns neue Ziele darauf basierend gesetzt, so viele Boote wie möglich im Rennen einzuholen. Die ermutigenden Nachrichten, die wir von Freunden, unserer Familie, den Followern unserer Social Media Kanäle sowie unseren Sponsoren erhalten hatten, waren während dieser Zeit hilfreicher, als wir jemals beschreiben könnten.
Diese Erfahrung hat uns als Team zusammengeschweißt und ist der Grund, weshalb wir auf dem Wasser keine Auseinandersetzungen hatten. Es gab schwere Momente während des Ruderns. Es gab Zeiten, in denen einer vom anderen genervt war. Trotzdem wissen wir, wie jeder von uns in verschiedenen Situationen reagiert, weil die letzten sechs Monate so schwierig waren. Wir wissen auch, wann wir uns gegenseitig in Ruhe lassen und eine Auszeit geben müssen und wann wir uns gegenseitig fragen müssen, wie es uns geht.
Die Regel auf dem Boot ist folgende: Gehst du ruhig in die Kajüte, dann möchtest du nicht gestört werden und etwas Zeit für dich haben. Das hat bis jetzt für die 27 Tage auf dem Wasser gut funktioniert und wir sehen keinen Grund, weshalb es vor unserer Ankunft in Antigua nicht mehr klappen sollte. Das sowie eine offene und ehrliche Herangehensweise, wenn irgendwelche Probleme besprochen werden mussten, hat unseren Teamgeist gestärkt und dazu beigetragen, dass wir im Moment innerhalb der Pure Race Class auf dem 4. Platz von 14 liegen. Das ist nicht übel, aber wir wollen unter die Top 3 kommen!
Natürlich ist bereits die Tatsache, sich für mehr als einen Monat auf einem 9 Meter langen Boot zu befinden, eine Herausforderung. Toilettenpausen, essen, duschen, das Boot reinigen und instand halten – all diese Dinge können niemals ungestört erledigt werden. Trotzdem war das, dank unserer Regel zur Kajüten-Ruhe, kein Problem für uns…außerdem kommt es sowieso nur selten vor, dass man ungehemmt auf die Toilette gehen kann, während man die Schultern des Ruderers vor einem massiert! Trotzdem wäre es eine Lüge zu behaupten, wir würden uns nicht auf eine Nacht in einem Doppelbett mit sauberen Laken freuen!“
Wenn du das nächste Mal von uns hörst, wird Team Nuts das Rennen bereits beendet haben! Werden sie rechtzeitig ans Ziel gelangen und damit den Rekord, innerhalb der “Pure Boat” Kategorie (in 35 Tagen oder weniger) über den Atlantik zu rudern, brechen? Wir von Webgains halten beide Daumen gedrückt!
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